Sonntag, 20. Februar 2011

vipfek im interview mit wtf! - wtf!release am 19.02.2011




“DER AFTER DES KUNST- UND KULTURBETRIEBS“ 
VIPFEK im Gespräch mit WTF!

WTF trifft VIPFEK in der ÖBB-Lounge des Wiener Westbahnhofs. Das Trio, bestehend aus Idea Architect, Visualisation Manager und Content Supervisor ist Wiens aufstrebendes Enfants Terrible. Der Einflussradius derdrei ist schwer bestimmbar, sie bewegen sich als Fashion Victims zwischen Popkultur, Aktivismus und akademischem Kunstbetrieb. Die Stimmung ist professionell gelangweilt, eine der drei kommt die gewohnte halbe Stunde zu spät. Es wird Gin Tonic getrunken und nicht geraucht. Die drei, die sich geren für den neueseten Arschfick der Wiener Kunstszene verantwortlich zeichnen würden, erscheinen anfangs überraschend umgänglich.

WTF: Ihr sagt über euch, ihr seid der After des Kunst- und Kulturbetriebs. W.T.F. soll das heißen?

VIPFEK: Naja, zum einen stolzieren wir ziemlich an der Peripherie jedes Geschehens, zum anderen kommt bei uns raus, was woanders reingeht.

WTF: Aha?

VIPFEK:: Und dann schreibt Beatrice Preciado in ihrem Kontrasexuellen Manifest ja auch, dass wir im After alle gleich sind. Am After ist nämlich jegliche Differenz geschlechtlich konnotierter Körperformen aufgehoben.

WTF: Ihr arbeitet jetzt bereits eine Zeit lang im Trio. Wie ist es zu eurer Zusammenarbeit gekommen?

VIPFEK:: Also begonnen hat alles in einem Separée der Swingerclub-Installation in der Secession. Danach war klar, wir müssen gemeinsam ein Büro gründen. Sublimierung quasi.
VIPFEK:: Nicht, dass wir jetzt keinen Sex mehr hätten..
VIPFEK:: Im Gegenteil! (lacht)

WTF: Ihr seid eine „More Profit Organisation“...

VIPFEK:: Richtig. Wobei es uns allerdings auf den sozialen und symbolischen Profit ankommt.
VIPFEK:: Ja genau, wir wollten berühmt werden!
VIPFEK:: Stimmt nicht ganz, ihr wolltet berühmt werden. Ich will Anerkennung für meine Arbeit.

WTF: Wofür steht der Name VIPFEK eigentlich? Hat das was mit euren Initialen zu tun?

VIPFEK:: Das ist ein Familiengeheimnis, das dürfen und wollen wir nicht beantworten.

WTF: Ihr seid also ein Büro für fremde Angelegenheiten - um welche Angelegenheiten handelt es sich da?

VIPFEK:: Um alles, was uns in den Kram passt.
VIPFEK:: Wir verstehen unsere Körper als verallgemeinerbar, ebenso wie die Körper anderer. Genau so betrachten wir Angelegenheiten.
VIPFEK:: Naja, vielleicht auch eher andersherum, also, eher das Einmischen in eben
fremde Angelegenheiten halt auch einfach so nennen.
VIPFEK:: Blödsinn. Wir erkennen kein Eigentum an und das bezieht sich auch auf Angelegenheits-Eigentümer!
VIPFEK:: Du und deine Kommunist_innen-Rhetorik!
VIPFEK:: Easy easy, Leute! (zieht sich den Lippenstift nach und streicht ihren Hemdkragen glatt) Mit unseren Performances und den anderen Interventionen stellen wir einfach einen neuen Stolperstein in der symbolischen Ordnung auf. Das geht eigentlich alle was an.

WTF: Wie kommt es, dass man euch in Wien solange ignorieren konnte?

VIPFEK:: Wir möchten in den raunzenden Chor über die Wiener Verschlafenheit eigentlich nicht mit einstimmen.

WTF: Befürchtet ihr nicht, dass eure Kritik hinter eurem  mit sex and fame aufgeladenen Auftritt verschwindet und damit einer darauf ausgerichteten Kunst- und Kulturindustrie eigentlich in die Hände spielt?

VIPFEK:: Nein.
VIPFEK:: Welche Kritik nochmal?
VIPFEK:: Ich sag nur: Aneignung, Verweigerung, Marsch durch die Institutionen...

WTF: Woran arbeitet ihr zur Zeit?

VIPFEK:: Wir versuchen, in Österreich mehr Aufträge zu akquirieren.
VIPFEK:: Darum auch der Auftritt in eurem neuen Magazin - Gratulation übrigens!
VIPFEK:: Ehrlich gesagt würde aber ein genaueres Eingehen auf die Frage wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen.
VIPFEK:: Ja, ich muss dann auch los!

WTF: Ich dachte, wir hätten eine ganze Stunde Zeit?

VIPFEK:: Falsch gedacht. (lacht lauthals)
VIPFEK:: Sorry..ein andermal!

WTF: Na dann, danke für das Gespräch.

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